Das Forum Rosengasse am Freitag, dem 13. April in der Mehlhose
„Sicherlich kommen in 4 Wochen noch andere Ideen auf den Podiums-Tisch“ … das hatte ich im letzten Newsletter geschrieben und war dennoch mit etwas Skepsis zur Mehlhose geradelt. Das Quartier zwischen den ehemaligen Bahnreparaturhallen an der Thomasgasse liegt nicht ohne Grund seit 26 Jahren im Koma: Die Krieger-Gruppe hatte es zwar gekauft, doch eigentlich als Pfand für Verhandlungen mit der Stadt um den Thüringenpark genutzt. Da sie hier nicht weiter kam, wurde das Areal 2015 an die LEG verkauft.
Wir atmeten auf – endlich tut sich was. Nur, der Vertrag hat einen Haken: Die Stadt besteht darauf, die Erweiterung des Thüringenparks fallen zu lassen, eher gibt es rings um die Hallen kein Baurecht und auch keines für die Mall im Norden. LEG und Kriegergruppe sind guten Willens, einen Kompromiss zu finden, eher scheinen mit der Stadtverwaltung Kommunikationsprobleme zu bestehen.
Am 13. April also ein neuer Anlauf. Zwischen Architekten und Experten für den Umgang mit Industriekultur saßen Sabine Wosche die Geschäftsführerin der LEG und Andreas Uhlig einträchtig auf dem Podium. Letzterer als Vertreter der CMC-Management, einer Firma der Kriegergruppe, hat deren Immobilienentwicklung in der Hand. Er überlässt die Entwicklung der gesamten Liegenschaft nun der LEG und Frau Wosche versicherte glaubhaft, dass dies im Sinne einer kleinteiligen, urbanen Mischnutzung geschehen soll. Na also, geht doch. Auch Workshops und Beteiligungsverfahren wurden in Aussicht gestellt, wir dürfen uns einbringen, super.
Und woran hapert es jetzt noch? Siehe oben. Also appellierte das Podium an die Stadt, sich zu bewegen, einen Kompromiss zu finden und endlich grünes Licht für die Weiterentwicklung zu geben. Im August 2018 wird die CMC-Management erst mal einen Zustandsbericht vorlegen; Altlasten, statische Probleme, Vandalismus, Ruinen. Bis dahin sollte der Kaufvertrag doch zu ratifizieren sein.
Wosche und Uhlig sind sich auch darin einig: die Kundschaft des Thüringenparks und die hier in der Innenstadt ist völlig verschieden. Die einen wollen Produkte vergleichen, die anderen suchen das Einkaufs- und Kulturerlebnis mit authentischem Flair. Es bringt also nichts, z.B. den Mediamarkt ins Quartier auszulagern. Ob sich die Erweiterung von Verkaufsfläche am Stadtrand lohnt, ist schließlich das Risiko der Kriegergruppe, die die Immobilien verwertet. Und überhaupt, vielleicht macht die Entwicklung des Einzelhandels eine Erweiterung des Thüringenparkes gar nicht mehr nötig, denn hallo, wer kauft in 10 Jahren noch Kühlschrank & Co. analog? Die Händler, Gastronomen und Kulturleute in der Stadt sind ebenfalls gefordert, den geänderten Kundenansprüchen zu entsprechen und was wäre in diesem so zentral gelegenen Quartier nicht alles möglich?
Die Fassaden und Innenräume der Hallen beflügelten beim gemeinsamen Rundgang schon mal die Phantasie: Markthalle, Konzerthalle, ja sogar Kongresshalle, Erlebnisgastronomie, hochwertiger Einzelhandel, aber auch Coworking Spaces, Werkstätten, etc. Auch Wohnen und natürlich Kunstbusiness in Form von Ateliers und Galerien, beispielsweise rings um eine Plaza im Inneren des Quartiers. Am Ende wurde sogar ein Plan aus der Tasche gezogen, der zur Diskussionsgrundlage werden könnte. Ich betone das, weil er in Bezug auf den Verkehr sofort Widerspruch hervorrief. Denn eines sollte das Quartier nicht sein: Parkraum. Weder provisorisch noch temporär, es würde damit nachhaltig entwertet.
Bis ein B-Plan umgesetzt ist, braucht es noch viele Jahre. Es muss also eine Nutzung und Sicherung her und die Erfurterinnen sollten das Quartier auch kennen lernen dürfen. Wie das gehen kann, zeigte uns Lukasz Lendzinsky anhand der Transformotor Wagenhalle im Norden des Stuttgarter Bahngeländes. Er brauchte seit 2008 einen langen Atem, viele Zwischennutzungs-Akteure und schließlich 30 Mio €, bis die Hallen saniert werden konnten und nun den StuttgarterInnen und den benachbarten Wohnquartieren zur Verfügung stehen bleiben.
Es kamen also tatsächlich noch andere Ideen auf den Podiumstisch. Doch jetzt sind erst mal Kommunikation, Kompromiss und Kooperation gefragt, sowohl bei den drei Hauptakteuren als auch mit uns Bürgern. Wir bleiben dran und haken nach und wer sich mit einsetzten will ist herzlich eingeladen.